2.- Inländische Ursachen
Schon immer war Ägypten ein Land des einen Mannes. Der Mann, der da oben sitzt, der Herrscher, der einer halben Gott, damals wie heute darstellt.
Unter ihm kontrolliert ein Netz von Verwandten, Familienclans, und engen Freundeskreis das Geschehen im Land. Alle wichtigen Posten, Handelsbereiche, politische und Sicherheitsorgane des Landes liegen in ihren Händen. Das waren und sind immer dieselben 100 Familien. Schon seit Mohamad Ali 1805- lesen und hören wir dieselben Namen von denselben Familien, wenn ich bis 1800 von heute an zurückblicke.
Das gemeine Volk gewöhnte sich also daran, dass Der Ein Mann, Die Eine Familie über alle wichtigen Entscheidungen wie z.B. über Krieg und Frieden, Besitz und Eigentum, Handel und Verkauf, Wirtschaft und Ernährung, Bildung und Gesundheit, und so weiter bis hin zur Ehe und Familie die Verfügung hat, glaubst das! So war es eben, so ist es eben.
Auch im kleinen Dorf, in der großen Stadt, in der Firma, in der Kaserne, in der Schule, in der einen Familie hat sich diese Kultur des einen Mannes durchgesetzt und etabliert. Alle anderen haben nichts zu sagen.
Und somit wurden tödlichen Entscheidungen getroffen. Hunderte von solchen Fehlentscheidungen könnte ich aus den letzten 50 Jahren darstellen, begnüge mich aber mit dieser hier:
Ein Minister für Landwirtschaft entschied sich plötzlich für Kiwi und Erdbeeren statt Getreide und Baumwolle. Der Mann ging weiter und importierte weltweit geächtete Düngemittel und Pestizide und weiter an den Mann gebracht. Dazu ließ er Süßwasserkanäle und Bäche zu Abwasserleitungen umfunktionieren. Alles legal und per Gesetz.
Die Folgen sind katastrophal, Felder werden mit Abwasser bewässert, neuartige Krankheiten schleichen sich durch, Hunger und Armut bei immer mehr Menschen zu dokumentieren, vor allem bei den Bauern auf dem Land.
Mit einem Schlag schaffte es der Mann ein großes Elend übers Land zu bringen, ganz allein. Der Versuch ihn vor Gericht zu bringen scheiterte immer wieder, lediglich seinen Stellvertreter wurde verurteilt.
Ein anderer, der eigentlich kein Politiker ist, aber große Macht im Lande hat wollte alles auf einmal privatisieren und an ausländische Investoren verkaufen, nur so, hatte Lust darauf. Firmen, Banken, Fabriken, Verkehrsgesellschaften, Hotels, Ländereien, einfach alles, was dem Volk mal gehörte wurde billig und unkontrolliert an Einzelnen ausverkauft wie im Supermarkt. Er eröffnete damit die Tür für Korruptionen, Bestechung und einen großen Angriff der Reichen.
Die Folgen für diesen Ungeplanten und ungesetzlichen Ausverkauf sind Entlassungen von Arbeitern und Angestellten, Preiserhöhungen, und damit logischerweise Armut und Elend. Arbeitslosengeld oder ähnliche Sozialleistungen gibt es in Ägypten nicht. Parlament und Regierungsposten sind mit Geschäftsleuten zu besitzen. Milliarden Dollars und Euros liegen in der Schweiz und woanders, ungerechterweise aus dem Land verschleppt.
All dies sehen und erkennen die Menschen glasklar, erzählen heimlich davon. Demos wurden mit aller Härte niedergeschlagen, Oppositionelle für Verbrecher gehalten und eingesperrt. Angst und Gleichgültigkeit wurden zur Eigenschaft der Ägypter.